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26.04.2004
Prof. Dr. Ina Merkel
Kulturwissenschaft
Marburg
Das Prinzip Hoffnung?
Ernst Bloch aus heutiger Perspektive gelesen.
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Biographie ° Ina Merkel studierte Kultur- und
Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin,
promovierte über Geschlechterverhältnisse und habilitierte zur
Konsumgeschichte der DDR. Seit 2000 Professorin für Europäische
Ethnologie und Kulturwissenschaft an der Philipps-Universität
Marburg. Arbeitsschwerpunkte: Kultur- und Filmgeschichte,
Transformationsforschung.
Veröffentlichungen u.a.: Utopie und Bedürfnis. Die Geschichte der
Konsumkultur in der DDR, Köln/Weimar/Wien 1999; Außerhalb von
Mittendrin. Individuum und Kultur in der zweiten Moderne. In:
Zeitschrift für Volkskunde 2002/II; Alternative Rationalitäten,
fremdartige Träume, absurde Utopien. Werbung, Marktforschung und
Konsum im Sozialismus. In: Zeitgeschichte 1(2004)31.
Abstract ° Spätestens seit dem Untergang des Sozialismus ist
immer wieder von utopielosen Zeiten die Rede. Aber selbst wenn sich
bestimmte Ideale verbraucht haben oder als Ideologie entlarvt wurden,
bleibt unser Verhältnis zur Zukunft ambivalent und affektiv, ist
zugleich getragen von der Angst und der Hoffnung, daß die Welt nicht
so bleibt wie sie ist. Aber während die Angst lähmt oder aggressiv
macht, macht das Hoffen produktiv. Vorstellungen vom nie Gewesenen,
von einem ganz anderen Leben sind eine Form menschlicher
Welterweiterung. Das "Prinzip Hoffnung", so Blochs These, hat zu allen
Zeiten und unter allen Umständen, die Menschen bewegt "nach vorwärts
zu träumen" (Lenin). Zur Hoffnung gehört die Unzufriedenheit, beide
entspringen dem Nein zum Mangel. In Träumen und Utopien nimmt dieses
Hoffen Gestalt an. Es zielt auf Weltveränderung/ Weltverbesserung und
oder einfach nur auf das eigene Glück/individuelle
Glückseligkeit. Insofern sind wir heutzutage vielleicht utopielos,
aber wir sind nicht hoffnungslos.
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